Atommülllagerung: Sicherheitskriterien vor Standortdebatte

Der Chef der dem Bundesumweltministerium unterstellten Entsorgungskommission, Michael Sailer, sorgt mit einer Initiative zur Suche alternativer Standorte für die dauerhafte Lagerung hochradioaktiven Atommülls für Bewegung in der Endlagerdebatte. Statt ausschließlich an Gorleben festzuhalten, fordert er eine bundesweite Endlagersuche, in der vier bis fünf Standorte untersucht werden. Diese seien durch ein fundiertes Auswahlverfahren bis spätestens 2015 zu bestimmen – und dann untereinander sowie mit Gorleben zu vergleichen. Für ein zum Herbst/Winter 2011 vom Bundesumweltministerium angekündigten Entwurf für ein Endlagersuchgesetz fordert Sailer laut taz: „In so ein Gesetz muss folgendes rein: 1. Dass es ein transparentes Verfahren gibt, 2. Wer entscheidet, 3. Wie konkret die Bürgerbeteiligung aussieht und 4. Ein Zeitplan, der unter anderem vorsieht, dass man bis 2014 oder 2015 die vier bis fünf Standorte für die vertiefte Prüfung bestimmt hat.“ Diese Initiative von Michael Sailer ist sicherlich zu begrüßen. Allerdings bleibt die entscheidende Frage unerwähnt: Welche Sicherheitskriterien sollen für die dauerhafte Lagerung von hochradioaktiven Atommüll eigentlich gelten? Nur wenn die klar sind, kann man unterschiedliche Standorte überhaupt vergleichen. Bis heute ist diese Frage der Sicherheitsanforderungen nicht beantwortet. Als in Gorleben mit den Untersuchungen begonnen wurde, war z.B. ein geschlossenes Deckgebirge über dem Salzstock als unabdingbar angesehen worden. Als man dieses aber vor Ort nicht fand, wurde es von den zuständigen Behörden für nicht mehr zwingend erklärt. Dass grundsätzlich zu definierende Sicherheitsanforderungen jeweils nach örtlichen Gegebenheiten einfach angepasst werden, zeigt sich drastisch auch bei dem Atommülllager Morsleben. Selbst nach Aussagen des Bundesamts für Strahlenschutz ist das Lager nicht sicher und hätte niemals zu einen Endlager gemacht werden dürfen. Doch statt den dort eingelagerten Atommüll rauszuholen, soll nun der endgültige Verschluss genehmigt werden. Technische Maßnahmen sollen nun die fehlenden geologischen Voraussetzungen ersetzen. (Mitte Oktober beginnt ein entsprechender Erörterungstermin Morsleben.) Ohne solche zuvor festgelegten Sicherheitsanforderungen kann eine Endlagersuche keinen Sinn ergeben. Mehr zum Thema Atommüll.  

DSe-RoWo

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