Ohrenbetäubende Stille

Acht Uhr morgens im Stuttgarter Schlossgarten. Ohrenbetäubender Lärm hallt über die Fläche. Am ehemaligen Busbahnhof hackt ein Baufahrzeug die Asphaltdecke auf, andere karren hektisch Asphaltbrocken und Erdaushub weg. „Für die Dauer der Schlichtung ruhen die Bauarbeiten“ – wer hier lang geht und danach die Morgenzeitung aufschlägt, meint an einer Wahrnehmungsstörung zu leiden. „Ruhe“ ist ein frommer Wunsch an diesem regnerischen Samstagmorgen. Baulärm erfüllt Park und Bahnhofsgelände. Worte und Wirklichkeit stehen in einem gegenteiligen Bezug zueinander. „Grundwassermanagement“ ist auch so ein Wort. Gemeint ist die Absenkung des Grundwasserspiegels für den Tunnelbau. Man könnte auch sagen: Dem Park wird der Stöpsel gezogen, und dann vertrocknen die Bäume sowieso. Man muss es nur oft genug sagen, dann klingt „wegmachen“ wie „managen“, „reden“ wie „handeln“ – und ROBIN WOOD wie „Berufsdemonstranten“? Die Bahn hat übrigens am Freitag letzter Woche Millionenen schwere Ausschreibungen für Tunnel, Schächte und Unterführungen gestartet. Alles ist soweit angeschoben, um bis Ende November einer „Friedenspflicht“ zu genügen, ohne einen Deut vom Bauplan abzurücken. Die Bahn ist ein öffentliches Unternehmen. Sie hat Verträge mit Stadt, Land und Bund. Ich mache jetzt einen Vertrag mit mir selbst, dass ich eine Bank ausraube, und dann berufe ich mich darauf, dass wir immer noch in einem Rechtsstaat leben und Verträge eingehalten werden müssen.

dirkseifert

4 Gedanken zu “Ohrenbetäubende Stille

  1. …sehr gut!!! Die Grundwasserabsenkung ist meiner Meinung die schlimmste Gefahr für den Schlossgarten! Und darüber wird so gut wie überhaupt nicht diskutiert. Denn davon wird der gesamte Park betroffen sein – nicht nur die jetzt schon „zum Tode verurteilten“ Bäume!

  2. Nein,über die Grundwasserabsenkung stellt doch kein Problem dar. Das meinen viele. Dass sie da gewaltig daneben liegen, werden sie dann merken, wenn sie endlich selbst betroffen sind. wenn auch ihre herrschaftlichen Gärten im Talkessels Stuttgart sich dem allgemeinen Baumsterben im Schloßgarten aus Solidarität anschließen. Dann beginnt das große Zähneknirschen. Doch dann ist es leider zu spät. Vermutlich ist dann aber auch die Landtagswahl vorbei und alles neigt sich dem Alten.

  3. Es ist zum auswachsen….aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben
    Frankreich machts gerade vor,,,wir müssen hier noch viel lernen in Sachen demonstrieren und streiken

    wenn plötzlich keiner mehr Bahn fahren würde, oder die Lokführer selbst diese Sache bestreiken würden wäre schon viel gewonnen
    auch wäre evtl,ein völliger Einkaufsstopp in der Königstrasse evl. ganz nützlich..aber das ist natürlich Utopie,,die Bequemlichkeit dr Menschen siegt da mal wieder über das Durchsetzungsvermögen der Sache selbst..solange genug Geld bei der Bahn einfliesst und auch in den Shoppingmeilen der Stadt fleissig eingekauft wird, ändert sich meines Erachtens nicht viel an der Sache
    schade
    alles liebe Sterntalerchen

  4. Stimmt:

    Wie gefährlich die Sache mit dem Grundwassermanagement für sämtliche Bäume ist, ist überhaupt noch nicht im Bewußtsein der Öffentlichkeit angekommen.

    In Berlin machen wir leider auch immer wieder die Erfahrung, dass der Baum- und Artenschutz regelmäßig, u.a. wegen Baumaßnahmen, außer Kraft gesetzt wird. Im bundesweiten, unabhängigen Bürgerinitiativen-Netzwerk „Bürger für Bäume“ kennen alle das Problem.

    Auch deshalb lautet das Motto
    „Wir sind das Volk! Kein Stuttgart 21!“
    Oder: Warum wir alle Schwaben sind.
    http://de.indymedia.org/2010/10/291994.shtml

    Oben bleiben!

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